Trauerseeschwalbe

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    • Hallo Andy,
      natürlich interessiert das, bin gespannt was Du über den Artenschutz
      Trauerseeschwalbe zu berichten hast. Wie ist diese Gruppe zustande gekommen?
      Und was macht die Artenschutzgruppe hauptsächlich?
      Viele liebe Grüße
      Rike

      "Die Entdeckung des Wunderbaren im Alltäglichen bedarf der Fähigkeit,
      mit den Augen des Herzens sehen zu können." (Ernst Ferstl)
    • Trauerseeschwalbe

      Lieber Andy,
      dann nimm Dir eine neue Seite, damit wir nicht den Überblick verlieren. Und Fragen können wir ja dann auf einer anderen Seite stellen.
      Annerose oder Brit oder Doreen machen das sicher gerne, die haben ja Erfahrungen beim Themenbasteln. Nichts gegen Zwischenrufe, aber wenn Du die Unterlagen schon komplett hast, wäre es schade.

      Nun sag ich das zum X-ten Male:
      Mich freut an Euch allen die Vielseitigkeit.
      Liebe Grüße von Bärbel und Hans
    • RE: Trauerseeschwalbe

      Original von Bärbel
      Lieber Andy,
      dann nimm Dir eine neue Seite, damit wir nicht den Überblick verlieren.


      andy hat ja eine neue Seite eingerichtet, und das ist auch völlig in Ordnung,
      so gehen diese Informationen nicht unter.
    • RE: Trauerseeschwalbe

      Die Unterlagen liegen noch alle in Wittenborn, wenn es um Statistiken geht, kann ich erst ab Ende März damit dienen, vieles wird aus dem Gedächtnis raus geschrieben, da ich aber bei diesem Projekt mit Herz und Seele dabei war, ist das aber kein Problem.



      Foto von K.J.Donner
      "Der Geist hat dir die Möglichkeit geschenkt, in der Schule der Natur zu lernen." (Lehre der Stoney)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von andy ()

    • Original von andy
      Das ist aber eine Geschichte mit vielen Einzelbeiträgen, vielen Erlebnissen, gute wie auch böse und den vielen Leuten, die uns sehr geholfen haben.



      Hört sich gut an, ab und an mal einen Beitrag wäre wirklich klasse.
      Eigene Erlebnisse nieder zu schreiben ist doch hochinteressant, vor allem
      für uns, wann bekommt man schon Informationen aus erster Hand.
      Viele liebe Grüße
      Rike

      "Die Entdeckung des Wunderbaren im Alltäglichen bedarf der Fähigkeit,
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    • RE: Trauerseeschwalbe





      Ok. da ich jetzt Lust und Laune habe, fange ich mal an.
      Sollte es zu umfangreich sein, könnt Ihr mich ja immer noch bremsen.
      Nach jedem Beitrag könnt Ihr Fragen stellen oder Kommentare abliefern, ich werde dann dazu Rede und Antwort stehen.

      1987 beobachtete ich für mich erstmalig die Trauerseeschwalbe Chlidonias niger am Neveriner Dümper, ein kleines Gewässer direkt unter der Einflugschneise vom NVA Militärflughafen Trollenhagen, wo ein reger Flugbetrieb herrscht, von startenden und landenden Abfangjägern Mig 21 und Mig 23.
      Ich erwähne deswegen die Flugzeugtypen, denn wer schon mal neben einer startenden Mig gestanden hat, wundert sich später , dass sein Trommelfell noch intakt ist.
      Die Ornithologische Fachgruppe Neubrandenburg unter der Leitung von Kurt Hoffmann war, wie viele übrigens in der DDR, (insbesondere die Pasewalker natürlich) sehr aktiv, was den direkten Arten- und Naturschutz angeht.
      Und das nicht immer zum Wohlwollen der Regierenden, trotzdem war das Naturschutzgesetz der DDR gegenüber heute sehr fortschrittlich.

      Nun, meine damalige Orni-Truppe aus NB Town hatte damals am Neveriner Dümper nach erfolgreicher Ansiedlung der Tr.seeschwalbe einige Kunstinseln dort rausgebracht, was die Kolonie von 3 auf 9 BP
      erhöht hat.
      Ich, damals noch ziemlich grün hinter den Ohren, habe mit Zelt, Sack und Pack mich für einige Tage dort einquartiert, um die Tr. zu beobachten. (Wild Camping war damals kein Problem, auch ein Gefühl von verlorener Freiheit), wie auch immer, es muß so gegen Mitte Mai gewesen sein, das Wetter war warm und trocken und die Trauerseeschw. noch voll bei der Balz.
      Mit ziemlichem Trubel, Kampf um die Nistplätze, Fischübergabe an das Weibchen, faszinierte die Art mich sofort und sollte doch mich ein Leben lang begleiten, sogar bis nach Australien und die Philippinen.
      Erstaunlich auch für mich, dass die Tr. mich sofort wiedererkannten, wenn ich mich entlang des Dümpers bewegte, um andere Vogelarten wie den Rothalstaucher, einige Bleßrallen, Rohrweihe und den Raubwürger als Brutvogel mit aufzunehmen.
      Keinerlei Scheu oder Fluchtdistanz, aber von Anglern oder den selten vorbeikommenden Spaziergängern nahmen sie sofort Notiz, und die ganze Kolonie war in heller Aufregung.

      Auch die brütende Rohrweihe oder vorbeikommende Rotmilane hatten ein schweres Los, sobald die in der Nähe der Kolonie waren, gab es ordentlich Schnabelhiebe, und dass die sehr schmerzhaft sein können, sollte ich einige Jahre später erfahren.
      andy
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    • RE: Trauerseeschwalbe

      Hier ein Diagramm, die Daten wurde von K.J.Donner und von mir zusammengestellt.





      Den ganzen Ablauf, bis zu unserer Arbeitsgruppe, werde ich nach und nach reinstellen.

      andy
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von andy ()

    • thur, Du vermutest schon richtig, das Diagramm bezieht sich auf den ehemaligen Landkreis Neubrandenburg, also unmittelbare Umgebung, später betreuten wir so gut wie jede Tr.see.kolonie im gesamten Bereich von Ost meckl/Vorp
      andy
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    • Fortsetzung folgt:

      Foto von K.J.Donner







      Zum damaligen Zeitpunkt waren im Raum Neubrandenburg mehrere kleine Kolonien bekannt, die Anzahl pegelte sich meist unter 40 BP ein.

      Neben dem Neveriner Dümper gab es noch die kleinen Kolonien im Feldsoll bei Cölpin, in den Torfstichen der Tollenseniederung, Blankenhofer See,
      Neddeminer Landgrabenniederung, Friedland Mühlenteich, Geveziner See und sporadisch mal hier und da eine einjährige Brut.
      Die Koloniengröße war selten mehr als 5 BP, was hauptsächlich an fehlenden Nestunterlagen lag.
      Bevorzugt brüten Trauerseeschwalben auf Überschwemmungsflächen in Schilfknickzonen, in dichten Krebsscherenflächen, solange dort abgebrochene Wurzelteile oder sonst schwimmendes Material dort treibt. Allerdings war der Bruterfolg auf diesen Naturinseln sehr gering, oft nur ein Junges auf zwei - drei Brutpaaren kam in solchen Kolonien hoch.
      Die Jungen schlüpfen meist Ende Mai, Anfang Juni, sollte dann kalte Witterung vorherrschen, Wind, Regen, Sturm, sind die Überlebenschancen der juv. gleich bei Null.
      Nur das hohe Lebensalter, was wohl bis an 20 Jahre ranreicht, macht die Art überhaupt überlebensfähig.
      Und erstmal ausgewachsen, kann der Seeschwalbe auch gar nichts mehr passieren, so fluggewandt, wie sie sind, schafft es höchstens mal ein Wanderfalke oder einer der verwandten Arten im Mittelmeeraum, die durchziehenden Chlidonias zu erbeuten.
      Nur wieder der Mensch mit seiner nur auf Profit und Ertrag ausgerichteten Landwirtschaft, der damit verbundenen Einleitung von Schadstoffen in Gewässer, Trockenlegung von Sümpfen, Flußbegradigung, viel zu viel Pflege der Kleinstgewässer und in zunehmenden Maße Tourismus - einige Berliner und Randberliner Kolonien sind darauf bereits schon verschwunden - kann die Seeschwalben auf Dauer wie viele andere Zugvögel auch, aus weiten Landstrichen verdrängen.
      In unberührten Gegenden des Wolga- und Donaudeltas gibt es Kolonien, die noch an 1000 BP ranreichen sollen.
      Aber mit EU-Wirtschaftsförderungen werden solche Staaten wie Rumänien, Polen ihre Landwirtschaft mehr und mehr intensivieren, und das wird auf jeden Fall einen negativen Einfluß auf die europaweiten Bestände der Tr. haben.
      andy
      "Der Geist hat dir die Möglichkeit geschenkt, in der Schule der Natur zu lernen." (Lehre der Stoney)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von andy ()

    • Hallo Andy,
      1999/2000 (lt. Diagramm) zeigt sich eine drastische Abnahme der Brutpaare,
      weisst Du, wie das passiert ist? Die Brutpaar-Population hat sich ja quasi in einem Jahr halbiert.
      Danke für Deine Berichte, sehr interessant.
      Viele liebe Grüße
      Rike

      "Die Entdeckung des Wunderbaren im Alltäglichen bedarf der Fähigkeit,
      mit den Augen des Herzens sehen zu können." (Ernst Ferstl)
    • Leider hat der Mensch da wieder seine Finger im Spiel durch Lebensraumveränderung, Überdüngung (dadurch Absterben der Schwimmblattpflanzenvegetation = natürliche Brutinseln) und durch das Aussetzen des Minks (amerikanischer Nerz) aus Nerzfarmen. Wenn ein Mink eine Kolonie gefunden hat, frißt er alles innerhalb weniger Tage leer.
      thur
      Ich liebe das Leben.
    • Ja, es ist tatsächlich so, dass durch die Intensivierung der Landwirtschaft nach 1990, durch höhere Konzentration und neuartige Gifte sich auch die Nahrungsgrundlage der Trauerseeschwalbe verschlechtert hat, allerdings gibt es wiederum Bereiche, durch Renaturierungsmaßnahmen, die auch der Tr. zugute kommen.
      Dann natürlich das Hauptproblem, der amerikanische Nerz.
      Aber immer der Reihe nach, sonst nehme ich was vorweg.

      Fortsetzung folgt auf jeden Fall
      andy
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    • Fortsetzung:


      Foto von k.J.Donner
      Neddeminer Landgrabenniederung mit Trauerseeschwalben Kunstinseln

      Zwischen 1987- 1990 lief dann auf dem Gebiet der Trauerseeschwalbe im LK Neubrandweindorf nicht viel.
      Ich selber kartierte regelmäßig die gesamte Tollenseniederung zwischen Neubrandenburg und Altentreptow und zahlreiche Kleingewässer aus der Umgebung von Neubrandenburg, die Brut- und Rastvögel.
      Daneben war ich noch im Volker Dienemanns Fischotterprojekt aktiv, baute Schellentenkästen, mit Aufhängen und Bruterfassung.
      So war ich fast jeden Tag mit dem Fahrrad mind. 50 km unterwegs, das noch mit den damaligen Diamant Fahrrädern ohne Schaltung, ob es regnete, Schneesturm oder sonst., nichts konnte mich aufhalten, um raus zu kommen.
      Aber dadurch lernte ich nicht nur die Umgebung gut kennen, sondern festigte meine Artenkenntnisse und trainierte mir eine sehr gute Beobachtungsgabe an, die aber von meiner Frau noch übertroffen wird.

      Ab Mai 1989 wurde dann aber meine ornithol. Tätigkeit unterbrochen, mit meiner Einberufung zur Volksmarine nach Peenemünde. Da ich meistens auf See war, konnte ich mich kaum noch für den Naturschutz betätigen, mir blieben dann nur noch Beobachtungen auf der Ostsee und rund um das Sperrgebiet von Usedom zu machen.

      1991 nach meiner Entlassung schloß ich mich sofort der
      FG Orni. Neubrandenburg wieder an.
      Seit 1990 schon experimentierte K.J.Donner mit Kunstinseln für die Trauerseeschwalbe rum, auf einem Torfstich bei der Neubr. Kläranlage brachte er das erstemal drei Inseln raus, die auch sofort von vielen Paaren hart umkämpft waren. Schließlich setzten sich dann drei Paare durch.
      Alle drei Brutpaare brachten ihre drei Jungen bis zum Flüggewerden hoch.

      Ihr müßt wissen, dass alle Seeschwalbenarten fast immer drei Eier legen, bei Nachgelege und jungen Paaren können es auch mal zwei sein.
      Bei Vierer-Gelege haben wir im Gegensatz zur Literatur festgestellt, dass es oft Weibchen sind, die keine geeignete Nistunterlage gefunden haben und oft unter Legenot ihr Ei einfach schnell mit dazupackten.

      Na ja auf jeden Fall suchte der Herr Donner einen Mitstreiter für das Ausbringen von Tr.seechwalben-Nisthilfen und fragte mich mal nach einem Fachgruppenabend, ob ich nicht Lust und Zeit hätte, ihm beim Bauen und Ausbringen der Insel zu unterstützen.
      Da ich mich schon mal für Tr. so begeistert hatte, sagte ich ohne lange zu überlegen zu.
      So bauten wir 1991 diesmal sieben Inseln, deren schwere große Konstruktion alleine schon wegen der fast 500 m langen Schlepperei zum Torfstich mich nicht gerade sonderlich begeisterte.
      Immerhin waren die Inseln 1x 1 m groß. Wenn man bedenkt, dass die Cl. niger manchmal nur auf einem handtellergroßen Wurzelstück vom schwimmenden Rohrkolben brütet.
      Aber der Erfolg gab uns Recht, alle sieben Inseln wurden belegt und erfolgreich gebrütet.
      Da ich jetzt die Brutstatistik nicht im Kopf habe, möchte ich trotzdem aber aus dem Gedächtniss behaupten, dass mind. 2j pro Paar flügge wurden. Immerhin ein sehr guter Bruterfolg.

      Nun etwas über die Vereinsentwicklung in Neubrandenburg, die auch indirekt mit der Entstehung der Artenschutzgruppe Trauerseeschwalbe zu tun hatte.
      In Neubrandenburg entstanden durch die Wende starke Jugendbewegungen in verschiedensten Vereinen und fast aller Parteien, auch um zusammen sich der ständigen Angriffe von Rechtsradikalen zu erwehren.
      Im Haus der Jugend fand man eine gemeinsame Basis, teilweise mußte man sich verbarrikadieren, wie oft flogen Steine, kam es zu gewaltigen Auseinandersetzungen mit Skinheads, ohne Polizeischutz (die waren noch nicht mal anwesend).
      Eine Gruppe davon hieß Grüne Jugend, die aber später vom
      BUND Deutschland e.V. übernommen wurde.
      Da ich in dieser Jugendgruppe mich ebenfalls beteiligte, fand ich dort bei dem noch heutigen Vorsitzenden Alexander Schmidt auch Unterstützung für mein Anliegen, die Trauerseeschwalbe.
      Damit war der Grundstein gelegt für die Gründung der Artenschutzgruppe Trauerseeschwalbe

      Wie geht's nun weiter?
      Fortsetzung folgt
      andy
      "Der Geist hat dir die Möglichkeit geschenkt, in der Schule der Natur zu lernen." (Lehre der Stoney)
    • Lieber Andy,

      bislang meine ich noch nie etwas von Trauerseeschwalben gehört bzw. gesehen zu haben. Sie sehen ja so schön aus ... gut, dass ich durch Deinen Bericht mehr über sie erfahren kann.
      Danke für Deine Mühe, uns dadurch die Trauerseeschwalbe näher zu bringen.

      Du schreibst übrigens sehr interessant und für Laien gut verständlich -
      ich bin beeindruckt ... :].
      Liebe Grüße von Heidi
      bdrosien.eu

      Freunde sind wie Sterne. Man kann sie nicht immer sehen, aber man weiß, dass sie da sind.
    • Auszug aus der CDU Parteizeitung:
      Sie verwies zugleich darauf, dass die Koalitionspartner in Ziffer 126 des Koalitionsvertrages eine Reduzierung des Kormoranbestandes vereinbart hätten.
      „Angesichts der Entwicklung des Kormoranbestandes von ca. 3.000 Brutpaaren im Jahre 1990 auf heute über 13.000 Brutpaare ist zügiges Handeln gefordert. Es geht dabei nicht allein um die Existenz der Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern, sondern auch um den Schutz anderer geschützter Arten wie z. B. die Brandseeschwalbe oder auch die Trauerseeschwalbe.

      Bitte kann mir einer erklären, wie die CDU drauf kommt, dass Kormorane die Trauerseeschwalben gefährden? So einen Blödsinn hab ich ja noch nie gehört.
      "Der Geist hat dir die Möglichkeit geschenkt, in der Schule der Natur zu lernen." (Lehre der Stoney)
    • Original von andy
      Auszug aus der CDU Parteizeitung:
      Sie verwies zugleich darauf, dass die Koalitionspartner in Ziffer 126 des Koalitionsvertrages eine Reduzierung des Kormoranbestandes vereinbart hätten.
      „Angesichts der Entwicklung des Kormoranbestandes von ca. 3.000 Brutpaaren im Jahre 1990 auf heute über 13.000 Brutpaare ist zügiges Handeln gefordert. Es geht dabei nicht allein um die Existenz der Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern, sondern auch um den Schutz anderer geschützter Arten wie z. B. die Brandseeschwalbe oder auch die Trauerseeschwalbe.

      Bitte kann mir einer erklären, wie die CDU drauf kommt, dass Kormorane die Trauerseeschwalben gefährden? So einen Blödsinn hab ich ja noch nie gehört.


      Ist das ein aktueller Zeitungsartikel?
      Bisher wurde der Abschuss von Kormoranen doch immer damit begründet,
      dass er einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden in der Fischerei verursache.
      Eine irrsinnige Aussage von habgierigen Menschen.

      Hier ein Artikel zum Kormoran-Massaker in Mecklenburg-Vorpommern aus
      dem Jahre 2005, entsetzlich.

      schleswig-holstein.nabu.de/m06/m06_05/03939.html
      Viele liebe Grüße
      Rike

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      mit den Augen des Herzens sehen zu können." (Ernst Ferstl)
    • Original von Rike

      Ist das ein aktueller Zeitungsartikel?


      Ja von heute, in der Landesausgabe der CDU von Meckl/Vorp, von der Agrarpolitischen Sprecherin Frau Schlupp.

      Die Kormorankolonie von Bugewitz ist mir gut bekannt, bevor dort alles niedergeschossen wurde.
      Nicht nur, dass es ein Naturschutzgebiet ist, in der Brutzeit, wo viele seltene Entenarten, Seeadler, Schreiadler, Große Rohrdommel, natürlich auch die Trauerseeschwalbe mit ca. 20 Brutpaaren dort nisten.
      Sicherlich auch noch viele Kranichpaare, da das ein ziemlich großes versumpftes Gebiet ist.
      Wie wollen wir Mitteleuropäer auf Malta und Italien wegen der Jagd auf den Vogelzug protestieren, wenn noch nicht mal die elementaren Dinge, der Sinn und Gesetzgebung eines Naturschutzgebietes hier in Deutschland vor der Jagd, Raffgier und Dummheit einiger Menschen eingehalten und erkannt wird.
      andy
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von andy ()

    • Das Problem hierzulande ist die große Lobby der Jägerschaft!
      Landesweit werden jedes Jahr hunderttausende Vögel, vornehmlich
      Rabenvögel, Elstern und Eichelhäher geschossen und das auch wohl
      während der Brutzeit. Das sind doch nur sinnlose Massaker und sollen
      angeblich dem Schutz anderer Vögel bzw. dem biologischen Gleichgewicht
      dienen.
      Obwohl ich die Vogelproteste in Südeuropa unterstütze, bin ich auch der Meinung,
      dass es im eigenen Land noch genug zu tun gibt.
      Gehört eigentlich nicht zum Thema Trauerseeschwalbe.
      Viele liebe Grüße
      Rike

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    • so gehts weiter .



      Da ich aber nun beim BUND Neubrandenburg der einzige war, der den Bereich Naturschutz und Ornithologie präsentierte, holte ich mir zwischen 1992 und 93 Verstärkung aus der Ornith. FG,
      die auch wie eine Bombe beim BUND einschlugen.

      Mit Volker Dienemann, Fischotterexperte, und Axel Griesau, ein Allrounder,
      alles was mit Natur zu tun hat, Fledermauskartierungen, Vogelberingung auf Ostseeinseln, hervorragende Arbeit mit der Jugendgruppe, Weidenköpfung, Moorrenaturierung und vieles mehr bekam der BUND ein starkes fachliches Personal, und heute wird kein Gebäude mehr saniert, keine Brücke ohne Fischotterpass gebaut, ohne den BUND zu Rate zu ziehen.
      Das war vielleicht das Beste, was ich jemals für den BUND getan habe,
      was die beiden über den BUND im Umkreis Neubrandenburg für den Naturschutz getan haben, könnte Seiten füllen. V. Dienemann bekam für seine Arbeit von Roman Herzog das Bundesverdienstkreuz und das zu Recht.

      Da es keine Ortsgruppe des NABU in NB Town zu diesem Zeitpunkt gab, übernahm der sonst auf Umweltpolit. Themen spezialisierte BUND die Aufgaben des ehrenamtl. Naturschutzes.

      Auf eigenen Antrag hin bekam ich 1992 das erstemal auch über die Deutsche Umweltstiftung eine ordentliche finanzielle Spritze für das Trauerseeschwalbenprojekt.

      Nun war ich gar nicht mehr zu bremsen.

      Zuerst besorgte ich uns erstmal ein vernünftiges Schlauchboot, da wir sonst die Inseln mit Herrn Donners Luftmatratze auf den Torfstichen ausgebracht hatten und zum Vergnügen aller Mitmenschen in NB., danach immer nach altem vermodderten Torfwasser gerochen haben.

      Dann entwarf ich erstmal eine leichte, billigere und schnell herzustellende Konstruktion für die Trauerseeschwalben-Inseln.
      Im Bio-Untericht, Projekttagen an Schulen, wo ich Vorträge hielt, konnte ich dann anschließend einige junge Leute für den Bau der Inseln gewinnen.
      Im Mai war's dann wieder so weit, mit neuer Ausrüstung, Spaten, mit über zwanzig Inseln und jeder Menge Helfer brachten wir an unserem Torfstich die Inseln aus.

      Und das müßtet ihr mal gesehen haben, über 50 Expl. kämpften so Mitte Mai rum um die Inseln, das war ein Schauspiel, aber in den nächsten Jahren sollte es noch besser werden, und 1992 wurde mit 24 Brutpaaren wieder ein hervorragendes Jahr.
      Inzwischen wuchs auch unsere Mitgliederzahl an, neben Herrn Griesau Jugendgruppe des BUNDs, gab es noch einige andere Mitstreiter.
      Unser Aktionsradius wuchs im gesamten ehemaligen Landkreis von Neubrandenburg hinaus, und für die Zukunft nahmen wir uns vor, noch andere Bereiche von Mecklenburg Vorpommern zu ergründen.
      Es gab bereits schon Kontakte zu einer Berliner Tr.gruppe, aber dazu
      in der nächsten Folge.





      andy
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    • Danke, hier die Bauanleitung:

      Nisthilfen
      Eine Möglichkeit, um der Trauerseeschwalbe zu helfen, ist der Einsatz von Nisthilfen (vgl. Bilder), denn besonders die spärlich vorhandenen natürlichen Nestunterlagen auf unseren Gewässern erlauben nur wenigen Paaren die Brut. Unmöglich wird durch das fehlende Angebot von Nistplätzen das Entstehen größerer Kolonien, in denen eine Vielzahl von Alttieren dann besseren Schutz vor den meisten Prädatoren gewährleistet.
      Aber langfristig gesehen, stellt das Anbieten von Nisthilfen keine Alternative zum natürlichen Lebensraum der Trauerseeschwalbe dar, zumal die Betreuung solcher (künstlicher) Kolonien arbeitsintensiv ist. Ein jährliches Einholen der Inseln ist ratsam, um die Haltbarkeit zu erhöhen und die Ansiedlung von Lachmöwen (Larus ridibundus) im darauffolgenden Frührjahr zu verhindern.
      Das Standardmodell unserer Arbeit (eine Holz-Styrodur-Konstruktion) sei unten vorgestellt, da es sich im Bezug auf Stabilität und Sicherheit für Gelege und Jungvögel bewährt hat.
      Wir hatten eine Zeitlang auch Hartschaummodelle (Zwei-Komponenten-Polyuretan-Schaum) im Einsatz. Sie wurden in einer Gipsform gegossen, das dauerte nur 5-10 Min, und sie waren herrlich leicht. Und damit ist auch schon ihr Nachteil begründet. Wind und Wellenschlag konnten ihnen mehr zusetzen als den schweren Holzinseln.
      Die extreme Anwendung des Hartschaums direkt im Wasser läßt ihn sehr schnell porös werden. Nach zwei bis drei Jahren sind die Inseln dann nicht mehr zu gebrauchen.

      Hier geht es zur Bauzeichung!


      Materialbedarf
      (Die Zahlen in Klammern finden sich auch in der Bauzeichung)

      Brettholz - ungehobelt Anzahl je Insel
      (1) 47,0 x 10,0 x 2,5 cm 2
      (2) 61,0 x 6,0 x 2,5 cm 2
      (3) 61,0 x 4,0 x 2,5 cm 1
      (4) Styrodur (BSFA) 126,5 x 61,5 x 4,0 cm (blau bzw. grün) 1/3
      ke, und hier mal die Bauanleitung:
      "Der Geist hat dir die Möglichkeit geschenkt, in der Schule der Natur zu lernen." (Lehre der Stoney)


    • Nun gehts weiter:

      Dieser Thread betrifft jetzt den Zeitraum von 1992 bis 1996, da ich keine Statistiken hier in Heilbronn zur Hand hab, und es einige Jahre zurückliegt, entschuldigt mich wenn die hier angegebenen Daten nicht 100% übereinstimmen, aber nach Ostern, werd ich hier die genauen Daten der Tr. in Meckl/Vorp. veröffentlichen und nachreichen.

      Vorher möchte ich nochmals alle Kolonien hier auflisten die wir mit Inseln bestückt und betreut haben, mit den max. Brutpaaranzahl.

      Tollenseniederung:
      Torfstiche bei Neubrandenburg: max 50 BP
      Lebbiner Torfstiche : 9 BP

      Neddeminer Landgrabenniederung: 44 BP
      Mühlenteich Friedland : 13 BP
      Kavelpass bei Friedland : über 40 BP

      Hinterwiesenweiher Klepelshagen : 17 BP?
      Borchardcher Bruch bei Straßburg : 22 BP

      Trebelniederung bei Drönewitz : fast 50 BP
      Peeneniederung bei Sophienhof : mehr als 20 BP
      Peeneniederung bei Gützkow : ca. 20 BP
      Peeneniederg bei Malchin Pisede : ca. 30 BP

      Kemmerische Senke : 5 BP
      Senke nördlich der kemmerische Senke 0 BP Inseln nicht angenommen

      Kummerower See : 1 BP
      Geveziner See : 9 BP

      Blankenhofer See : 24 BP? oder mehr?

      Daneben gibt es noch einige Versuche Kolonien entlang der Peene mit unseren Inseln anzusiedeln. Alle hier genannten BP, brüteten zu ca. 90% auf unseren Inseln, die meisten mußten später aber durch den amerikanischen Nerz wieder aufgegeben werden.
      Zu den besten Zeiten hatten wir über 200 Inseln im Einsatz, beim Ausbringen hatten wir in allen landkreisen unterschiedliche hilfe, aber kontrolliert hat auschließlich der Herr Donner mit meiner Wenigkeit.

      Zwischen Mai und ende Juli gab es für uns beide kein Familienleben, die Chlidonias hatte da absoluten Vorrang, und das jedes Wochenende +dazwischen liegende Feiertage und mehr.

      andy
      "Der Geist hat dir die Möglichkeit geschenkt, in der Schule der Natur zu lernen." (Lehre der Stoney)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von andy ()


    • Eine unsere Inseln

      Zwischen 1993 und 1994 war eins unserer besten Jahre, inzwischen betreuten wir mehrere Kolonien im ehemaligen Landkreis NB und bestückten die auch noch mit unseren Inseln.
      Alte Kolonien wie Neveriner Dümper und Soll bei Cölpin wurde von der Tr trotz unserer Inseln aufgegeben, da sie als Koloniebrüter es vorzog, in größerer Gemeinschaft in der Tollenseniederung zu brüten.

      Das Brutergebnis war auch ziemlich gut, mind. ein juv wurde regelmäßig pro BP flügge, bei einigen Kolonien meist sogar drüber.

      K.J.Donner sammelte alle Unterlagen, wo in den letzten Jahrzehnten Tr. gebrütet hatten, und mit einem enormen Zeitaufwand kontrollierten wir die Stellen dann auch regelmäßig, um ev. Bruten festzustellen.
      Dabei stießen wir immer wieder auf falsche Bestandsangaben, oft wurden Sichtbeobachtungen gleich mit Brutpaaren angegeben, oder wenn vor Jahren in einem Feldsoll mal - 3 Paare gebrütet hatten, wurde die Brutpaaranzahl für jedes Jahr immer wieder mit aufgelistet.
      Meist war es denn der Herr Donner, der die Statistik richtigstellte, um ein realistisches Bild der Seeschwalbenanzahl darzustellen.

      Somit wurde in der Avifauna von MV mit 300- 400 BP eine viel zu hohe BP-Anzahl angegeben.

      Nun, 1994 trat dann eine Kehrtwende in der bis dahin positiven Bestandsentwicklung durch unsere Inseln ein.
      Bis heute kann ich mich an diesen Vorfall noch erinnern, der all unsere Planung und Vorhaben über den Haufen schmiß.
      Was war vorgefallen?
      Fortsetzung folgt
      andy
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    • Original von Roseanne
      Lieber andy,

      wann dürfen wir auf eine Fortsetzung Deines interessanten Berichts über die Trauerseeschwalben hoffen?


      Da warte ich auch schon seit Tagen mit Spannung drauf, Andy.
      Viele liebe Grüße
      Rike

      "Die Entdeckung des Wunderbaren im Alltäglichen bedarf der Fähigkeit,
      mit den Augen des Herzens sehen zu können." (Ernst Ferstl)
    • Heut ist meine letzte Möglichkeit vor Ostern, meinen Bericht fortzusetzen, daher nutze ich die Zeit.






      Nun, 1994 trat dann eine Kehrtwende in der bis dahin positiven Bestandsentwicklung durch unsere Inseln ein.
      Bis heute kann ich mich an diesen Vorfall noch erinnern, der all unsere Planung und Vorhaben über den Haufen schmiß.
      Was war vorgefallen?
      Fortsetzung folgt

      Wir hatten bei unserer letzten Kontrolle in der Neddeminer Landgrabenniederung, auf unseren Kunstinseln und einigen wenigen Naturinseln 44 Brutpaare gezählt.
      Auffällig war allerdings, dass einige Eier fehlten, was wir aber auf das dichte
      Gedränge und den Kampf um die Inseln bezogen.

      Da ja bei einer derartigen Koloniegröße immer viel Aktion ist, jede Rohrweihe oder Rotmilan ordentlich Prügel in der Nähe der Trauerseeschwalbenkol. bezog, freute ich mich schon lange auf meine Urlaubswoche Mitte Juni, die ich bei der Kolonie verbringen wollte.
      Die Kolonie hätte zu diesem Zeitpunkt voller Jungen sein müssen.
      Also schnappte ich mir mein Zelt, Grill, Fernglas und ein paar Biere, verstaute das alles auf meinem Fahrad und los gings.

      Angekommen, wurde ich dann auch schon von der Rohrdommel, Beutelmeisen und etlichen Braunkehlchen begrüßt.
      Ahnungslos schlug ich mich dann zur Kolonie durch, hörte dann schon von weitem ein ziemlich lautes T.spektakel, sah dann am Torfstich mind. 50 Expl. überm Land in der Luft stehend schimpfen.

      Was ist denn da los?
      Haben die alle einen Rappel bekommen, ich konnte mir das Verhalten nicht erklären, denn weder bei Fuchs noch Fischotter habe ich die Seeschwalben bisher in so heller Aufregung gesehen.

      Und dann sah ich es, ein schwarzes kleines Tier schwamm vom Ufer aus direkt auf die Inseln zu, kontrollierte jede Insel für sich, und da fiel mir auf, weder ein Ei noch ein Junges war irgendwo auszumachen.

      Durch das Fernglas entpuppte sich das schwarze Tier als Mink, der amerikanische Nerz, der nach der Wende aus den Farmen entlassen worden ist oder von radikalen Tierschützern illegal freigelassen wurde.

      An diesem Punkt, und ich hoffe, dass einige von diesen Tierschützern diese Stelle lesen, möchte ich mich bei allen bedanken, die mit dieser Aussetzungsaktion einen nicht wieder gutzumachenden Schaden in unserer Natur ausgelöst haben. Die Büchse der Pandorra wurde geöffnet.
      In vielen Gewässern, die vor 1994 noch voller Leben waren, brütet nicht mal mehr heute eine Bläßralle.
      Kavelpass bei Friedland, von mir selbst dokumentiert, Wasserbrutvögel gleich 0,
      Vor 1994, 7 BP Zwergtaucher, 1 BP Rohrdommel, 2 BP Rothalstaucher, 3 BP Haubentaucher, 45 BP Trauerseeschwalbe, 2 BP Graugans, 1 BP Höckerschwan, ca. 15 BP Bläßralle, Teichralle, Wasserralle,
      1 BP Knäkente, 1 BP Reiherente, 2 BP Flußseeschwalbe (Brutversuch),
      und Tausende von Wasserfröschen, selbst die sind verschwunden.
      Heute gar nichts.

      Nun in der Neddeminer Landgrabenniederung wurde innerhalb von sieben Tagen eine ganze Kolonie ausgelöscht. Auch da sind alle Bleßrallen und sonst. Wasservögel inzwischen verschwunden.

      Im selben Jahr zog sich die Spur der Vernichtung über Friedland, Tollenseniederung und der Peeneniederung fort. Nur unsere erste Kolonie in Neubrandenburg sollte sich noch einige Jahre halten, wir standen kurz vor der Aufgabe.

      Aber wer mich kennt, aufgeben gibt es nicht, es geht immer weiter, ein neues Konzept mußte her, es brauchte nicht viel Überzeugung, um den eigentlichen Macher, Herrn Donner, vom Weiterführen unseres Projektes zu überzeugen.

      Wie ging es nun weiter? Da gab es bereits in MecklVorp einige polit. Veränderungen, die der Tr. und der Natur eine neue Chance gab.
      Aber dazu in der nächsten Folge

      Wenn ihr Fragen oder Anmerkungen habt, dann stehe ich noch bis morgen zur Verfügung, ansonsten erst nach Ostern wieder, also fragt.
      Gruß andy
      "Der Geist hat dir die Möglichkeit geschenkt, in der Schule der Natur zu lernen." (Lehre der Stoney)

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    • Das ist ja die reinste Katastrophe, die diese Nerze angerichtet haben,
      in kürzester Zeit ist eine tote Gegend entstanden! Wie kann man
      ein solches Problem nur lösen? Die Minks selber haben mit dieser
      Zerstörung nur ihr eigenes Überleben gesichert, ihnen kann man gar keinen
      Vorwurf machen. Nur das sie einen solchen Schaden in der Natur
      anrichten, schockt mich sehr. Das Ganze liegt jetzt 14 Jahre zurück,
      ist dieses Mink-Problem denn immer noch aktuell? Wie kann man
      Wasservögel überhaupt vor solchen Räubern schützen?

      Danke, Andy, für diesen weiteren Beitrag über die Trauerseeschwalben,
      nach wie vor ein sehr interessantes Thema
      Viele liebe Grüße
      Rike

      "Die Entdeckung des Wunderbaren im Alltäglichen bedarf der Fähigkeit,
      mit den Augen des Herzens sehen zu können." (Ernst Ferstl)
    • Lieber Andy,das muß ja ein Schock für dich gewesen sein.
      Wenn man sein ganzes Herzblut an solche Sache hängt und dann das...
      Nun kann ich mir auch dein Diagramm besser vorstellen,das du auf einem der vorherigen Seiten eingestellt hast.
      Bin auf die Fortsetzung gespannt.
    • Original von Rike
      Das ist ja die reinste Katastrophe, die diese Nerze angerichtet haben,
      in kürzester Zeit ist eine tote Gegend entstanden! Wie kann man
      ein solches Problem nur lösen? Die Minks selber haben mit dieser
      Zerstörung nur ihr eigenes Überleben gesichert, ihnen kann man gar keinen
      Vorwurf machen. Nur das sie einen solchen Schaden in der Natur
      anrichten, schockt mich sehr. Das Ganze liegt jetzt 14 Jahre zurück,
      ist dieses Mink-Problem denn immer noch aktuell? Wie kann man
      Wasservögel überhaupt vor solchen Räubern schützen?


      Also liebe Rike,
      der Mink braucht sicherlich nicht tonnenweise Frösche und hunderte Junge und Eier von Wasservögeln, um zu überleben, es ist eigentlich nur der Tötungstrieb, womöglich durch Überzüchtung in den Farmen erst in so extremer Form entstanden.
      Wie kann man so ein Problem lösen? Vor der selben Frage standen wir auch, experimentierten, suchten Verbindung zu Jägern, meist waren die aber nicht interessiert, auf Nerzjagd zu gehen usw.
      Nach vielen Recherchen, Fachtagungen und auch Erfahrungen anderer, die ähnliche Probleme versuchten zu lösen, bleibt nur eins:

      Tierschutzgerechte Lebendfallen, entlang von Flüssen und Seen, mit altem stinkenden Fisch, je schlimmer desto besser, kein Nerz kann dem Gestank widerstehen.
      Vor allem bleibt der Fischotter außen vor, da er nur an Lebendnahrung geht.
      Das Fangen muß aber über Jahre erfolgen und in einem größeren Gebiet.
      Mink-Problem existiert nach wie vor, aber es hat sich einiges verändert, es gibt große, nein riesige Überschwemmungsflächen, wo sich inzwischen eine Wasservogelwelt tummelt, die wir seit einem Jahrhundert nicht mehr so hatten.
      Da schafft der Nerz es nicht mehr, alles abzugrasen. Im Mai lernt Ihr eine Gegend davon kennen (Galenbecker See).

      Eins möchte ich noch hinzufügen, der Mink hat schon in den 50er Jahren den europäischen Nerz in Deutschland ausgerottet, der erste Marderhund wurde in den 60er Jahren an der Oder abgeschossen,
      Waschbär gibt es auch schon einige Zeit, aber merkwürdigerweise trat das massive Prädatorenproblem erst Mitte der 90er auf.
      Warum erst ab 1994?
      Die fehlende Jagd auf Landraubsäuger kann nicht alleine der Auslöser sein.
      Was ist also vorgefallen? Sind die Prädatoren nach der Wende durch Fastfood und Konservierungsstoffe fruchtbarer geworden?
      Ich hatte damals so eine Theorie, die inzwischen von Fachleuten, unter anderem auch von Jens' Bekannten Dr. Lühmann, bestätigt worden ist.

      Der Mensch hatte wieder einmal in seiner Unüberlegtheit und Aktionismus in die Natur eingegriffen.
      Anfang der 90er Jahre wurde europaweit eine Tollwutschutzimpfung per Flugzeug durchgeführt, die so erfolgreich war, dass außer in Portugal zeitweise die Tollwut tatsächlich ausgerottet wurde.
      Damit war der einzige bestandslimitierende Faktor für Fuchs, Dachs und Marderhund, natürlich auch Nerz, aus dem Weg geräumt .

      Nahrung gibt es ja für solche Allrounder genug, damit war der Vermehrung und Ausbreitung der Raubsäuger der Weg geebnet.
      Wo einst Brachvögel, Kiebitze ungestört ihre Jungen aufziehen konnten, kommen so gut wie gar keine Jungen der Wiesenbrüter mehr durch, da braucht es schon solche radikalen Jagd- und Naturfreunde wie im Pasewalker Moor bei Borken, wo der Jagdpächter es wirklich geschafft hat durch hohen Einsatz, den drei bis vier Brachvogelpaaren endlich wieder eine erfolgreiche Jungenaufzucht zu gewähren.
      andy
      "Der Geist hat dir die Möglichkeit geschenkt, in der Schule der Natur zu lernen." (Lehre der Stoney)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von andy ()

    • Hallo Andy,
      ja, der Mensch, hat immer seine Finger im Spiel, wenn es darum
      geht, dass der Natur Schaden angerichtet wurde.
      Wenigstens hat sich was getan, wenn die Sache mit den Nerzen
      auch mühsam ist, so sieht es ja zumindest so aus, als ob sich das
      Problem irgendwie mindert. Unglaublich dieses Zusammenspiel,
      dass sogar diese Große Tollwut-Impfaktion eigentlich für die Vogelwelt
      negativ ist.
      Ich bin gespannt auf die Gegend um den Galenbecker See im Mai,
      werde hoffentlich oder besser gesagt wahrscheinlich einiges zu sehen bekommen.
      Danke für die Aufklärung, lieber Andy, so ein Hintergrundwissen
      bekommt man in keinem noch so guten Vogelbuch zu lesen.
      Viele liebe Grüße
      Rike

      "Die Entdeckung des Wunderbaren im Alltäglichen bedarf der Fähigkeit,
      mit den Augen des Herzens sehen zu können." (Ernst Ferstl)