Verkehrsexperte: "Ersatzkraftstoffe sind Ersatzdrogen"
Trier (dapd). Der Debatte um den Biokraftstoff E10 kann Heiner Monheim wenig abgewinnen. "Ersatzkraftstoffe sind Ersatzdrogen", sagt der Verkehrswissenschaftler von der Universität Trier. An den "grundlegenden Probleme" änderten Angebote wie E10 nichts. Statt um Antriebe und technische Details sollten die Fahrzeughersteller das ganze Autokonzept auf den Prüfstand stellen, fordert Monheim im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd.
Monheim ist Gastgeber des 18. Bundesweiten Umwelt- und Verkehrskongresses, der am Wochenende in Trier und damit erstmals in seiner mehr als 30-jährigen Geschichte in einer Stadt in Rheinland-Pfalz ausgerichtet wird. Zu der dreitägigen Veranstaltung unter dem Motto "Grenzen des Verkehrs, Verkehr ohne Grenzen" haben sich mehr als 400 Wissenschaftler, Verkehrsplaner und Politiker aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland angemeldet.
Erklärtes Ziel der Veranstalter, der beiden Vereine Fuss e.V. und Umkehr e.V., ist es, für eine umweltgerechte Mobilität zu werben und sich über Konzepte auszutauschen. Von einer "postfossilen Mobilität" ist die Rede, gefordert wird eine "Kommunalisierung und Regionalisierung nachhaltiger Verkehrspolitik".
Für Monheim, der bundesweit zu den profiliertesten Köpfen dieser Bewegung zählt, die Ende der 1970er Jahre in West-Berlin ihren Anfang nahm, geht es nicht um die Abschaffung des Autos, sondern um dessen effizientere Nutzung: "Nehmen Sie das Taxi: Das ist ja auch ein Auto, aber es wird viel effizienter genutzt; oder Carsharing."
Den Einwand, dass Angebote wie Carsharing nur in größeren Städten funktionieren, nicht aber in ländlichen Räumen wie der Eifel oder dem Hunsrück, wo auch der Nahverkehr keine wirkliche Alternative zum Auto darstellt, will Monheim nicht gelten lassen. "Es gibt auch in ländlichen Regionen sehr viele gute Beispiele für einen modernen Nahverkehr", hält er dagegen.
Projekte wie Ortsbusse, Rufbusse oder Regionalbahnen hätten mancherorts dazu geführt, dass "20- bis 30-mal mehr Fahrgäste" den öffentlichen Nahverkehr genutzt hätten als zu jener Zeit, als der Nahverkehr auf den Schülertransport fixiert war. Monheim räumt aber auch ein, dass in Deutschland "von 100 ländlichen Regionen 80 nur eine Minimalversorgung bieten".
Auf dem Kongress an der Universität Trier soll über innovative Verkehrskonzepte gesprochen und ein "Trierer Manifest" beschlossen werden. "Wir müssen in der bisherigen Verkehrspolitik eine Vollbremsung hinlegen und beispielsweise wegkommen von den Großprojekten, die viel zu viel Geld monopolisieren", sagt Monheim. Schon heute nehme die Verkehrsbelastung der Straßen ab. Einer der Gründe sei der demografische Wandel: "Eine alternde und schrumpfende Gesellschaft fährt weniger Auto."
Monheim nennt den Kongress einen "Innovationsgenerator". Fast alle verkehrspolitischen Konzepte, ob Carsharing, Leihradsysteme oder die Renaissance der Straßenbahn, seien schon lange vor ihrer Umsetzung auf dem Kongress diskutiert worden. Und was dominiert in 10 bis 15 Jahren die verkehrspolitische Agenda? "Der Ausstieg aus der Autozentrierung wird ganz oben stehen", glaubt Monheim, "ob der Ausstieg dann schon abgeschlossen sein wird, kann ich nicht sagen, aber die Tendenz wird klar sein."
dapd
Trier (dapd). Der Debatte um den Biokraftstoff E10 kann Heiner Monheim wenig abgewinnen. "Ersatzkraftstoffe sind Ersatzdrogen", sagt der Verkehrswissenschaftler von der Universität Trier. An den "grundlegenden Probleme" änderten Angebote wie E10 nichts. Statt um Antriebe und technische Details sollten die Fahrzeughersteller das ganze Autokonzept auf den Prüfstand stellen, fordert Monheim im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd.
Monheim ist Gastgeber des 18. Bundesweiten Umwelt- und Verkehrskongresses, der am Wochenende in Trier und damit erstmals in seiner mehr als 30-jährigen Geschichte in einer Stadt in Rheinland-Pfalz ausgerichtet wird. Zu der dreitägigen Veranstaltung unter dem Motto "Grenzen des Verkehrs, Verkehr ohne Grenzen" haben sich mehr als 400 Wissenschaftler, Verkehrsplaner und Politiker aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland angemeldet.
Erklärtes Ziel der Veranstalter, der beiden Vereine Fuss e.V. und Umkehr e.V., ist es, für eine umweltgerechte Mobilität zu werben und sich über Konzepte auszutauschen. Von einer "postfossilen Mobilität" ist die Rede, gefordert wird eine "Kommunalisierung und Regionalisierung nachhaltiger Verkehrspolitik".
Für Monheim, der bundesweit zu den profiliertesten Köpfen dieser Bewegung zählt, die Ende der 1970er Jahre in West-Berlin ihren Anfang nahm, geht es nicht um die Abschaffung des Autos, sondern um dessen effizientere Nutzung: "Nehmen Sie das Taxi: Das ist ja auch ein Auto, aber es wird viel effizienter genutzt; oder Carsharing."
Den Einwand, dass Angebote wie Carsharing nur in größeren Städten funktionieren, nicht aber in ländlichen Räumen wie der Eifel oder dem Hunsrück, wo auch der Nahverkehr keine wirkliche Alternative zum Auto darstellt, will Monheim nicht gelten lassen. "Es gibt auch in ländlichen Regionen sehr viele gute Beispiele für einen modernen Nahverkehr", hält er dagegen.
Projekte wie Ortsbusse, Rufbusse oder Regionalbahnen hätten mancherorts dazu geführt, dass "20- bis 30-mal mehr Fahrgäste" den öffentlichen Nahverkehr genutzt hätten als zu jener Zeit, als der Nahverkehr auf den Schülertransport fixiert war. Monheim räumt aber auch ein, dass in Deutschland "von 100 ländlichen Regionen 80 nur eine Minimalversorgung bieten".
Auf dem Kongress an der Universität Trier soll über innovative Verkehrskonzepte gesprochen und ein "Trierer Manifest" beschlossen werden. "Wir müssen in der bisherigen Verkehrspolitik eine Vollbremsung hinlegen und beispielsweise wegkommen von den Großprojekten, die viel zu viel Geld monopolisieren", sagt Monheim. Schon heute nehme die Verkehrsbelastung der Straßen ab. Einer der Gründe sei der demografische Wandel: "Eine alternde und schrumpfende Gesellschaft fährt weniger Auto."
Monheim nennt den Kongress einen "Innovationsgenerator". Fast alle verkehrspolitischen Konzepte, ob Carsharing, Leihradsysteme oder die Renaissance der Straßenbahn, seien schon lange vor ihrer Umsetzung auf dem Kongress diskutiert worden. Und was dominiert in 10 bis 15 Jahren die verkehrspolitische Agenda? "Der Ausstieg aus der Autozentrierung wird ganz oben stehen", glaubt Monheim, "ob der Ausstieg dann schon abgeschlossen sein wird, kann ich nicht sagen, aber die Tendenz wird klar sein."
dapd
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